Mit einer Lotterie fängt alles an. Das erste Pflichtspiel der Saison taugt für einen Bundesligisten selten zum Ruhmesblatt. So auch hier im Fall der Wölfe, die sich in der ersten Pokalrunde bei Zweitligist Darmstadt 98 (0:0) durch die Verlängerung quälen und erst im Elfmeterschießen die Blamage abwenden können. Dass die Reise noch bis in den Glitterregen des Berliner Olympiastadions führt, kann in diesem Moment niemand ahnen. Aber tatsächlich: Der VfL Wolfsburg spielt die beste Pokalrunde seiner Geschichte, löst über die Stationen Heidenheim, Leipzig, Freiburg und Bielefeld zum zweiten Mal nach 1995 das Ticket fürs Endspiel und beschert dort sich und seinen Fans eine unvergessliche Nacht: Grün-Weiß besiegt nicht nur, sondern entzaubert den Vize-Meister Borussia Dortmund mit 3:1 und holt erstmals den DFB-Pokal.
Allein das hätte dieses Jahr zu einem besonderen gemacht. Doch in der Spielzeit 2014/2015 steckt noch so vieles mehr. Erstmals nach fünf Jahren tanzt der VfL wieder auf drei Hochzeiten, kommt in der Europa League bis ins Viertelfinale und spielt mit 52 Partien die längste Saison der Klubhistorie. Es ist der Höhepunkt der Ära Dieter Hecking/Klaus Allofs. Mit Spielern wie Ricardo Rodriguez, Naldo, Bas Dost, Ivan Perisic und vor allem Kevin de Bruyne, der beim Auswärtsspiel in Lille (3:0) ein „Tor des Monats“ erzielt, steht der VfL für Tempo, Spektakel und Tore, stürmt eindrucksvoll bis zur Vize-Meisterschaft. Dass die Wölfe all das auf den Rasen bekommen, erstaunt umso mehr, weil nach dem 10. Januar 2015 nichts mehr ist, wie es war. Als der tragische Unfalltod Junior Malandas, der auf dem Weg zum Abflug ins Trainingslager ums Leben kommt, bekannt wird, steht die Zeit in Wolfsburg still. Am nächsten beieinander liegen die tiefe Trauer und der mitreißende Fußball dieser Saison beim ersten Rückrundenheimspiel gegen den FC Bayern, der beim 1:4 in der Volkswagen Arena von wildgewordenen Wölfen überrannt wird.
Alle Daten und Fakten zur überschatteten Titelsaison mit tollen Fotos und einer grün-weißen Torwartlegende im Wölfe-TV-Interview gibt es ab sofort hier.