Wenn man als Vorjahres-Zweiter und Pokalsieger an den Start geht, welche Ambitionen hat man dann für die neue Saison? Ehe die Wölfe es selbst wirklich wissen, nimmt ihnen die Öffentlichkeit die Beantwortung ab und schnallt ihnen den Rucksack des offiziellen Bayern-Jägers auf. Die überzogenen Erwartungen streift Grün-Weiß anfangs noch ab. Von den ersten sieben Pflichtspielen – in nun drei Wettbewerben – gewinnt der VfL fünf und sortiert sich in der Tat oben ein. Dass vom Glanz und der Leichtigkeit der Vorsaison, als die Hecking-Elf eines der aufregendsten Teams der Liga stellte, viel verloren gegangen ist, deutet sich jedoch schon im Spätsommer an. Denn den kurzfristigen Verlust von Kevin de Bruyne und Ivan Perisic kann die Mannschaft trotz der Verpflichtung Julian Draxlers nicht adäquat kompensieren.
Erst von der Champions League, dann auch von den Europa-League-Ambitionen müssen sich die Wölfe verabschieden. Abschluss-Rang acht ist gemessen an der Phantasie, die man mit dem Kader verbunden hat, eine Enttäuschung. Was darüber hinwegtröstet, ist der Europapokal. Zum zweiten Mal in der Klubgeschichte mischt Grün-Weiß in der Königsklasse mit und übersteht anders als bei der Premiere 2009 nicht nur souverän seine Gruppe, sondern schiebt sich beinahe gar bis ins Halbfinale vor. Die Art und Weise, wie der VfL die Königlichen von Real Madrid im Viertelfinal-Hinspiel mit 2:0 schlägt, versetzt ganz Europa ins Staunen. Selbst als der zweite Vergleich wie selbstverständlich mit 3:0 an die Weltstars um Cristiano Ronaldo geht, zerstört das nicht den Stolz über diesen ultimativen Saisonhöhepunkt. Diese magische Wolfsburger Nacht vom 6. April 2016 kann den Wölfen niemand mehr nehmen.
Alles Wissenswerte zur Spielzeit mit dem eingeklammerten P in der Tabelle inklusive tollen Fotos sowie einem Hauptprotagonisten des Gänsehautabends im Videointerview gibt es ab sofort hier.